Hackerangriffe sind oftmals mit immensen finanziellen Verlusten verbunden. In einigen Fällen bietet es sich deshalb an, vorab eine Cyberversicherung abzuschließen. In diesem Artikel erfahren Sie alles rund um das Konzept der Cyberversicherung, wer eine benötigt und worauf beim Abschluss zu achten ist.
Eine Cyberversicherung ist eine Police, die Unternehmen oder Einzelpersonen gegen finanzielle Verluste und Haftungsansprüche aufgrund von Hackerangriffen, Datenschutzverletzungen und anderen digitalen Risiken absichert. Beispiele für abgedeckte Risiken sind unter anderem die Bewältigung eines Ransomware-Angriffs, die Reaktion auf Phishing-Vorfälle, die Abwehr von DDoS-Angriffen und die Bewältigung von Datenschutzverletzungen.
Die Cyberversicherung deckt in der Regel eine Vielzahl von Kosten ab, darunter die Kosten für die Reaktion auf den Vorfall, die Bezahlung von Lösegeld im Fall von Ransomware-Angriffen, die Wiederherstellung von Daten und die Unterstützung bei rechtlichen Angelegenheiten. Die Versicherung kann auch den Einnahmeverlust während einer Betriebsunterbrechung abdecken.
Cyberversicherungen sind keineswegs auf große Konzerne beschränkt. Heute kann praktisch jedes Unternehmen, unabhängig von seiner Größe oder Branche, von einer Cyberversicherung profitieren. Die Schäden, die durch IT-Sicherheitsvorfälle verursacht werden, haben mittlerweile das Ausmaß von Umweltschäden, wie Wasserschäden, Sturmschäden und Blitzschlägen, weit übertroffen, berichtet Aaron Hartel, kaufmännischer Geschäftsführer von Trufflepig Forensics. Während Unternehmen jedoch selbstverständlich gegen solche Naturereignisse versichert sind, übersehen sie oft die potenziell katastrophalen Auswirkungen von Hackerangriffen.
Die häufige Annahme, dass die eigene IT-Sicherheit robuster ist als die der anderen Unternehmen, kann ein gefährlicher Selbstbetrug sein. Man hört zwar immer öfter von Sicherheitsvorfällen, aber viele glauben, dass sie selbst nicht betroffen sein werden. Die Realität zeigt allerdings, dass niemand immun gegenüber Hackerangriffen ist.
Kurz gesagt, Cyberversicherungen sind vielseitig und können für eine breite Palette von Akteuren und Branchen von Vorteil sein. Ob Sie ein kleines Unternehmen führen, in der IT tätig sind, im Gesundheitswesen arbeiten oder einfach nur Ihre persönliche Online-Sicherheit schützen möchten, eine Cyberversicherung kann – unter den richtigen Konditionen – einen entscheidenden Unterschied im Falle von Hackerangriffen darstellen.
Bevor Sie eine solche Versicherung abschließen, sollten Sie jedoch den damit verbundenen Herausforderungen und möglichen Tricks der Anbieter bewusst sein. Evaluationsbögen, die von Versicherern verwendet werden, um die IT-Sicherheit eines Unternehmens zu bewerten, spiegeln nicht immer alle notwendigen Sicherheitsaspekte wider. Stattdessen konzentrieren sie sich oft auf ungewöhnliche Sicherheitsmaßnahmen, die nicht unbedingt zum Standardrepertoire eines Unternehmens gehören.
Als Beispiel kann die Zwei-Faktor-Authentifizierung (2FA) für externe Zugänge, sei es für VPN-Verbindungen ins Firmennetzwerk oder die Anmeldung in Office 365, aufgeführt werden. Viele Cyberversicherungen verlangen mittlerweile, dass solche Zugänge durch 2FA gesichert sind, doch diese Anforderung findet sich häufig nicht mehr in den Hauptfragebögen der Versicherer. Stattdessen versteckt sie sich oft im Kleingedruckten der Versicherungsverträge oder es wird auf die Notwendigkeit verwiesen, den aktuellen Sicherheitsempfehlungen oder dem IT-Grundschutz zu entsprechen.
Es ist also von entscheidender Bedeutung, das Kleingedruckte sorgfältig zu lesen und sicherzustellen, dass Ihr Unternehmen die geforderten Sicherheitsstandards erfüllt. Die Investition in solche Sicherheitsmaßnahmen kann sich als entscheidend erweisen, wenn es darauf ankommt, da es ansonsten sein kann, dass die Versicherung die Schadensregulierung verweigert. Bei der Vorbereitung auf eine solche Police kann deshalb eine umsichtige IT-Beratung sinnvoll sein. Einige Versicherer empfehlen ihre hausinternen Teams oder Tochtergesellschaften zur IT-Beratung, doch hier können Interessenkonflikte auftreten, da diese Teams natürlich im Auftrag der Versicherung handeln. Es ist daher oft ratsam, einen unabhängigen Dienstleister zu suchen, dem Sie vertrauen und der Sie bei der strategischen Erhöhung Ihres IT-Sicherheitsniveaus unterstützt.
Die Kosten für eine Cyberversicherung können stark variieren und hängen von verschiedenen Faktoren wie Deckungsumfang, Sicherheitsmaßnahmen, Branche und Unternehmensgröße ab. Die Kosten einer Cyberversicherung sollten immer im Verhältnis zu den potenziellen Kosten eines Cyberangriffs betrachtet werden. Eine gut ausgearbeitete Cyberversicherung kann Ihr Unternehmen vor erheblichen finanziellen Verlusten und Rufschäden schützen, die durch Sicherheitsvorfälle verursacht werden können. Es ist daher eine Investition in die Zukunftssicherheit Ihres Unternehmens.
Wenn Sie auf der Suche nach einem kostengünstigen Cyberversicherungsangebot sind, sollten Sie sich bewusst sein, dass ein angemessenes IT-Sicherheitsniveau von entscheidender Bedeutung ist. Versicherungsunternehmen haben ein starkes Interesse daran, dass der Schaden im Falle eines Cyberangriffs so gering wie möglich ausfällt und das Risiko eines Schadensfalls insgesamt minimiert wird.
Der wichtigste Schritt, damit Sie ein attraktives Angebot von einer Versicherung erhalten, ist die Implementierung von grundlegenden Sicherheitsmaßnahmen. Dazu gehören Maßnahmen wie die Zwei-Faktor-Authentifizierung, solide Backup-Strategien, das Vorhandensein eines Incident Response Plans, die Umsetzung einer Zero-Trust-Policy sowie die Implementierung von Erkennungsmechanismen, wie die Anbindung an ein Security Operations Center (SOC).
Es ist zudem entscheidend, dass Sie nicht nur auf die Einhaltung von Standards achten, sondern auch die spezifischen Anforderungen der Versicherungspolice im Auge behalten. Nur durch eine umfassende Sicherheitsstrategie und die Bereitschaft, sich kontinuierlich an neue Anforderungen anzupassen, können Sie sicherstellen, dass Ihr Unternehmen optimal gegen die Risiken der digitalen Welt geschützt ist und gleichzeitig kostengünstige Cyberversicherungsangebote erhalten kann.
Trotz aller Vorteile: Eine Cyberversicherung bietet keine absolute Gewissheit. Sie sind kein Ersatz für proaktive Sicherheitsmaßnahmen und senken nicht das Risiko, Opfer eines Hackerangriffs zu werden. Zudem beinhalten die meisten Cyberversicherungen eine Selbstbeteiligung und Begrenzungen für die Deckung. Das bedeutet, dass es passieren kann, dass Sie im Schadensfall einen Teil der Kosten selbst tragen müssen und die Deckungsgrenze nicht unbegrenzt ist. Es ist wichtig, sich vor dem Abschließen der Versicherung dieser Risiken und Einschränkungen im Klaren zu sein.
Eine Cyberversicherung ist zwar ein zusätzlicher Kostenfaktor, gleichzeitig aber auch ein entscheidendes Instrument, um sich gegen die finanziellen Folgen digitaler Bedrohungen zu schützen. Sie ist ein wertvolles Instrument, um die finanziellen und operationellen Folgen von Cyberangriffen zu minimieren und den Geschäftsbetrieb auch im Falle eines Incidents sicherzustellen.